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Diagnostik, Prävention und psychische Gesundheit – ein Blick hinter die Kulissen unseres Kooperationspartners im Modellprojekt PFLEGE.WERTE.SACHSEN.

Gemeinsam für nachhaltige Gesundheitsförderung in Sachsen – das sind Ziel und Auftrag des Modellvorhabens PFLEGE.WERTE.SACHSEN., das im Sommer 2023 startete.

Das dpg Institut für Diagnostik, Prävention und psychische Gesundheit aus Dresden begleitet die Umsetzung des Vorhabens seit Beginn der Modelllaufzeit. In diesem Newsletter möchten wir Ihnen die Akteur*innen näher vorstellen, die seit Beginn an intensiv an unserem Projekt mitgewirkt haben. Hierzu waren wir im Gespräch mit Benjamin Pause, Diplom-Psychologe und Geschäftsführer des dpg Instituts.

Herr Pause, Diagnostik, Prävention und psychische Gesundheit – diese Stichworte tragen Sie schon im Namen Ihres Instituts. Was sind Ihre Arbeitsschwerpunkte?

Benjamin Pause (BP), dpg Institut: Unser Institut legt den Schwerpunkt auf eine gesundheitsorientierte Organisationsentwicklung in verschiedenen Branchen. Wir verfolgen einen systemischen Ansatz, der sich von klassischer Unternehmensberatung abgrenzt, denn als Impulsgeber und Vermittler achten wir auf Wechselwirkungen und Dynamiken in den Einrichtungen und Firmen, die wir begleiten. Wissenschaftlich fundiertes analytisches Vorgehen und der präventive Gedanke sind dabei zentrale Elemente unserer Arbeit. Die psychosoziale Gesundheit hat sich in den letzten Jahrzehnten gesamtgesellschaftlich negativ entwickelt. In Pflegeeinrichtungen sind die hohen psychischen Belastungen besonders präsent, verstärkt durch die aktuellen „Polykrisen“. Hier bringen wir unsere hohe Expertise ein, um die organisationale Resilienz der Einrichtungen zu stärken und deren Potenziale und Ressourcen zu fördern.

Was hat Sie an der Aufgabe des Modellvorhabens besonders gereizt?

BP: Die angestrebte systemische Perspektive! Ziel dieser Prozesse ist es, die psychische Gesundheit der Bewohner*innen zu stärken und die Interaktion zwischen Personal und Bewohner*innen zu verbessern. Ein weiterer Aspekt ist die Qualifikation von Pflegepersonen zu Expert*innen der Gesundheitsförderung, die anschließend eigenständig Maßnahmen durchführen und damit den Organisationsprozess kontinuierlich sicherstellen werden. Trotz der Herausforderungen und problematischen Rahmenbedingungen setzen wir auf interne Qualifizierung und Wechselbeziehungen in den Einrichtungen. Kernelemente unseres Modellvorhabens sind Kooperation, Führung, Selbstorganisation, Sinnstiftung und Flexibilisierung. Wir sind überzeugt, dass Pflegeberufe abwechslungsreich, verantwortungsvoll und zukunftssicher sind. Durch unsere Arbeit wollen wir Belastungen reduzieren und die Kompetenz im Umgang mit Veränderungen stärken.

Wer ist alles am Modellvorhaben beteiligt und spielt dabei welche Rolle?

BP: Am Modellvorhaben sind verschiedene Personengruppen beteiligt. Wir sind eingebettet in ein Umfeld, das den Organisationsentwicklungsprozess reflektiert und evaluiert. Vor Ort sind Geschäftsführer, die Mitarbeitervertretung (MAV), verschiedene Mitarbeiter*innen sowie die qualifizierten Präventionsbeauftragten und Führungskräfte aktiv beteiligt. Zudem werden Angehörige, Ehrenamtliche und die Kommune einbezogen. Bei Bedarf können externe Unterstützer eingebunden werden. Auch das Zusammenwirken mit der Informationsstelle zur Gesundheitsförderung in stationären Pflegeeinrichtungen, dem Sächsischen Staatsministerium für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt und den Gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen ist bedeutsam für die Entwicklung von PFLEGE.WERTE.SACHSEN.

Mittlerweile sind die ersten Schritte gegangen. Die Ausbildung der Präventionsbeauftragten ist bereits fortgeschritten. Die Befragungen der Bewohner*innen, Angehörigen und Pflegekräfte sind abgeschlossen und erste Maßnahmen abgeleitet. Was hat Sie in diesem Prozess besonders überrascht? Womit hätten Sie nicht gerechnet?

BP: Es hat uns positiv überrascht, wie groß das Bedürfnis nach Austausch und Vernetzung ist und wie intensiv diese Momente genutzt werden. Dabei wurde und wird sichtbar, wie wichtig Netzwerkorientierung und soziale Unterstützung als Ressource sind. Die Teilnahmequote an den Mitarbeiterbefragungen war mit fast 70 % erfreulich hoch und hat wertvolle Hinweise geliefert. Auch der Befund, dass viele Bewohner*innen bereits zufrieden mit ihrem Leben im Heim sind, war erfreulich. Dennoch haben wir viele Ideen zur weiteren Unterstützung der Bewohner*innengesundheit.

Was steht nun als nächstes an? Worauf freuen Sie sich dabei?

BP: Aktuell übersetzen wir die Ergebnisse der Analysen in konkrete Maßnahmen. Es ist großartig zu sehen, welche Dynamik in den Teams entsteht und welche Mitwirkung sichtbar wird. Neue Rollen werden angenommen und sowohl Mitarbeiter als auch Bewohner*innen spüren bereits konkrete Veränderungen im Alltag. Themen wie Gewaltprävention, neue Ansätze der Arbeitsorganisation, Pflegekräfterückgewinnung und die Gesundheit der Auszubildenden stehen in den kommenden Wochen und Monaten im Fokus.

Die abschließende Frage richtet sich auf kommende Entwicklungen. Welche Hoffnungen und Visionen haben Sie für die psychische Gesundheit von Bewohner*innen und Pflegenden?

BP: Die psychische Gesundheit hat in den letzten Jahrzehnten keine positive Entwicklung gezeigt. Gerade jetzt ist sie eine essenzielle Variable für gute und gesunde Arbeit in jedem System. Dies gilt besonders für Bewohner*innen und Pflegende in stationären Pflegeeinrichtungen. Durch konkrete Maßnahmen, die sowohl verhaltens- als auch verhältnisorientiert sind, lassen sich ihre Gesundheit fördern und die Lebensqualität steigern. Dazu zählen körperliche Aktivität, Ernährung, seelische und soziale Gesundheit, Tagesgestaltung, Struktur, Abwechslung sowie Selbstbestimmung und Sinnerleben im Alltag. Ebenso verfolgen wir das Ziel, dass jede Pflegeeinrichtung Präventionsbeauftragte hat, die nah an den Wünschen und Bedürfnissen der Bewohner*innen und Pflegekräfte sind und für ihr Haus passgenaue Gesundheitsförderungsmaßnahmen entwickeln und umsetzen. Hier sehen wir über das Modellvorhaben hinaus wertvolle Potentiale für Nachhaltigkeit und Pflegekräfte(rück)gewinnung.

Vielen Dank für das Gespräch!


Informationen:

Das dpg Institut für Diagnostik, Prävention und psychische Gesundheit wurde 2014 gegründet und hat Niederlassungen in Dresden, Berlin und Hamburg. 10 Mitarbeitende begleiten Unternehmen und Institutionen in den Themenfelder Betriebliches Gesundheitsmanagement und Gesunde Führung, insbesondere im Bereich Pflege.

Benjamin Pause, Dr. Mark Heckmann, Beate Zink-Weinrich, Sabine Eschenbach, Prof. Dr. Lutz Schumacher (v. l. n. r.) © dpg Institut

Kontakt:

Informationsstelle zur Gesundheitsförderung in stationären Pflegeeinrichtungen (IGP)
Johann Große
Telefon: 0351 501936-53
E-Mail: gesund-pflege@p-sachsen.de


Förderer:

Das Modellvorhaben wird durch das Sächsische Staatsministerium für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt und die gesetzlichen Pflege- und Krankenkassen finanziert.

Benjamin Pause, Dr. Mark Heckmann, Beate Zink-Weinrich, Sabine Eschenbach, Prof. Dr. Lutz Schumacher (v. l. n. r.) © dpg Institut
Benjamin Pause, Dr. Mark Heckmann, Beate Zink-Weinrich, Sabine Eschenbach, Prof. Dr. Lutz Schumacher (v. l. n. r.) © dpg Institut