„Es war einmal … MÄRCHEN UND DEMENZ“: Auftakt für Präventionsprojekt in Sachsen
Mit der Unterzeichnung einer Kooperationsvereinbarung startete im Oktober 2020 offiziell das Präventionsprojekt „Es war einmal … MÄRCHEN UND DEMENZ“ in 25 sächsischen Pflegeeinrichtungen. Die AOK PLUS, KNAPPSCHAFT und IKK classic fördern diese neue Präventionsmaßnahme gemeinschaftlich unter dem Dach der Landesrahmenvereinbarung. Sie setzen damit das Gesetz zur Stärkung der Gesundheitsförderung und der Prävention im Freistaat Sachsen um. Die Informationsstelle zur Gesundheitsförderung in stationären Pflegeeinrichtungen[1] begleitet dieses Projekt aktiv.
Von „Aschenputtel“ bis „Zwerg Nase“
Das turbulente Leben der Bremer Stadtmusikanten und andere Märchen erleben Bewohner*innen der beteiligten Pflegeeinrichtungen durch professionelle Schauspieler*innen, welche zu Märchenerzähler*innen ausgebildet wurden. Diese führen die regelmäßig stattfindenden Märchenstunden in der jeweiligen Einrichtung durch. Unter Einsatz von thematisch abgestimmten Arbeitsmaterialien werden die Erzählungen der Brüder Grimm für die Teilnehmer*innen erlebbar gemacht, z. B. durch Ratespiele oder kleine Theateraufführungen.
Jede teilnehmende Einrichtung erhält begleitend eine Märchenland-Box und einen Märchenland-Koffer.
Die Box mit Buch, Film, Hörbuch, Memory und Ausmalbildern steht unter dem Motto „sehen, hören, merken, malen, spielen“ und soll das Gedächtnis unterstützen und Emotionen aktivieren.
Ein weiterer Teil der Präventionsmaßnahme ist die Weiterbildung und Schulung von bis zu drei Personen des Pflege- und Betreuungspersonals pro Einrichtung zu Märchenvorleser*innen. Hierdurch werden die Nachhaltigkeit und die langjährige Weiterführung in der jeweiligen Einrichtung gewährleistet. Im Fokus der Weiterbildung stehen neben dem Kennenlernen des Krankheitsbildes Demenz auch der Umgang mit Gestik und Lautsprache beim Märchenerzählen. Diese können besonders gut und gezielt bei von Demenz betroffenen Personen genutzt werden.
Zur Weiterbildung wird ein Märchenland-Koffer bereitgestellt. Er beinhaltet für die zukünftigen Märchenvorleser*innen einen Leitfaden zum Vorlesen, ein Märchenbuch, einen Märchenmantel und eine Märchenglocke, welche jeweils zum Beginn der Erzählstunde geläutet werden soll.
Für die momentan schwierigen Zeiten im Umgang mit dem Corona-Virus wurde eine digitale Variante entwickelt, die derzeit in allen Einrichtungen zum Einsatz kommt. Hierdurch können alle Inhalte auch digital in jedes Haus hineingetragen werden. Besonders in den jetzigen Zeiten sind die Einrichtungen über jede zusätzliche gesundheitsförderliche Intervention dankbar. Durch den teilweisen Wegfall bzw. das Wenigerwerden der regelmäßigen Besuche der Angehörigen, sind die Bewohner auf Extraangebote angewiesen. Zielgruppe der Maßnahme sind Bewohner*innen mit Demenz. Und auch in der digitalen Variante werden gerade diese Bewohner*innen gezielt erreicht. Einrichtungen berichten, dass einige Bewohner*innen aktiv mit der Märchenerzählerin interagieren, obwohl diese nur im Video auf dem Fernseher zu sehen ist. Dies verdeutlicht die Wirksamkeit der Maßnahme, auch wenn sie zurzeit nur digital erfolgen kann.
Eine zum Projekt zugehörige Evaluationsstudie vom BMFSFJ (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend) konnte wissenschaftlich die positiven Wirkungen auf Menschen mit Demenz nachweisen. Regelmäßiges Erzählen von Märchen aktiviert u. a. das Langzeitgedächtnis, was wiederum einen positiven Einfluss auf die Stimmung des Demenzerkrankten hat.
„Unser Projekt ‚Es war einmal … MÄRCHEN UND DEMENZ‘ wird die psychische Gesundheit und die Lebensqualität der Bewohner*innen in den teilnehmenden stationären Pflegeeinrichtungen stärken und dadurch den Pflegealltag der Mitarbeiter*innen positiv entlasten. Im Fokus steht die Stärkung kognitiver Fähigkeiten und die Verbesserung der psychischen Gesundheit. Besonders im ländlichen Raum und in diesen Zeiten, sind zusätzliche Angebote ein Muss“, betont Johann Große, Projektkoordinator von MÄRCHEN UND DEMENZ. „Das Gemeinschaftserlebnis beim Märchenerzählen kann auch dabei helfen, herausforderndes Verhalten von Bewohner*innen mit Demenz zu reduzieren. Das wiederum wirkt sich förderlich auf das Arbeitsklima und andere Aufgaben im Alltag der Pflegekräfte aus. Und das ist wichtig, gerade jetzt,“ so Große weiter.
Kooperationspartner des Projektes „Es war einmal … MÄRCHEN UND DEMENZ“ ist MÄRCHENLAND – Zentrum für Prävention und Gesundheitsförderung GmbH. Informationen rund um das Projekt finden Sie auf www.maerchenunddemenz.de.
Hintergrundinformation
Die Informationsstelle zur Gesundheitsförderung in stationären Pflegeeinrichtungen berät im Hinblick auf die Lebenswelt stationäre Pflegeeinrichtung, unterstützt den strukturellen Ausbau von Gesundheitsförderung und Prävention in der Lebenswelt und fördert den Aufbau eines sachsenweiten Netzwerks.
weiterführende Infos unter www.p-sachsen.de/wie-p-sachsen-agiert/lebenswelt-stationaere-pflegeeinrichtung
Kontakt:
Informationsstelle zur Gesundheitsförderung in stationären Pflegeeinrichtungen
c/o Sächsische Landesvereinigung für Gesundheitsförderung e. V.
Johann Große
Telefon: 0351 501936-53
E-Mail: grosse@slfg.de
[1] Diese Stelle wird gefördert durch das Sächsische Staatsministerium für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt und die gesetzlichen Pflegekassen.