Zum Consent-Banner springen Zum Hauptinhalt springen Zur Hauptnavigation springen Zur Fußzeile springen

Gesunde Beschäftigte – Starke Betriebe. Gemeinsam für gesunde Arbeit

Interview mit Anja Maatz, Informationsstelle Gesundheit in der Arbeitswelt für KMU (Kleine und Mittlere Unternehmen)

Frau Maatz, seit Anfang 2021 sind Sie Projektkoordinatorin der Informationsstelle Gesundheit in der Arbeitswelt für KMU. Was sind deren Ziele?

Anja Maatz (AM): Die Grundlage unserer Arbeit bilden das bundesweit gültige Präventionsgesetz und die daraus resultierende Landesrahmenvereinbarung Sachsen. Seit 2018 ist die Infostelle KMU im Rahmen von P. SACHSEN nun tätig, hauptsächlich finanziert durch das Sächsische Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr (SMWA) sowie anteilig durch die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) mit den zugehörigen Berufsgenossenschaften und der Unfallkasse Sachsen, die Deutsche Rentenversicherung (DRV) und die Gesetzlichen Krankenkassen (GKV).

Ihre Ziele sind:

  • Arbeitgeber*innen und Multiplikator*innen für das Thema Gesundheit im Betrieb zu sensibilisieren
  • und damit die Anzahl von KMU in Sachsen zu erhöhen, die Maßnahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements durchführen und passende Unterstützung erhalten,
  • die dauerhafte (sozialversicherungs-)trägerübergreifende Zusammenarbeit aller in der Lebenswelt Betrieb tätigen Akteure zu gewährleisten sowie
  • die Zusammenarbeit und Vernetzung von regionalen Akteuren (Landkreise und kreisfreie Städte) innerhalb der bestehenden Beratungssysteme zu unterstützen.

Gibt es weitere Unterstützer der Infostelle KMU?

AM: Weitere Unterstützung erhält die Infostelle durch zahlreiche Partner. Dazu gehören neben den sächsischen Industrie- und Handelskammern und der Bundesagentur für Arbeit auch der Verband Deutscher Betriebs- und Werksärzte und der VDSI – Verband für Sicherheit, Gesundheit und Umweltschutz bei der Arbeit e. V. Wissenschaftliche Begleitung erfährt sie durch das Institut und Poliklinik für Arbeits- und Sozialmedizin der Medizinischen Fakultät der Technischen Universität Dresden (IPAS).

Warum sollen sich Unternehmen überhaupt um Prävention und Gesundheitsförderung ihrer Mitarbeiter*innen kümmern?

AM: Die krankheitsbedingten Ausfallzeiten und die damit einhergehenden Produktivitätsausfälle sind in Deutschland und Sachsen weiterhin hoch. Der Krankenstand in Sachsen lag im Jahr 2020 bei 5,8 Prozent und damit über dem Bundesdurchschnitt von 5,4 Prozent. Besonders psychische Erkrankungen, Atemwegserkrankungen sowie Muskel-Skelett-Erkrankungen führen zur Arbeitsunfähigkeit. Dabei wird deutlich, dass Erkrankungen aufgrund psychischer Belastungen in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen sind. Weiterhin führten die Corona-Pandemie und die zunehmende Arbeitstätigkeit im Home-Office zu einer Erhöhung der Muskel-Skelett-Erkrankungen[1].

Hier kann das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) ansetzen. Es besteht aus den drei Handlungsfeldern Arbeitsschutz, Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM) und Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) – siehe Abbildung. Dabei soll Erkrankungen und Unfällen am Arbeitsplatz vorgebeugt, Gesundheitspotentiale sollen gestärkt und das Wohlbefinden am Arbeitsplatz gesteigert werden.

Grafik © BGM nach Giesert 2012

 

Die Einführung eines BGM lohnt sich für Arbeitgeber*innen u. a. aus den folgenden Gründen:

  • weniger Krankheitstage sorgen für stabile Leistungsfähigkeit
  • größere Zufriedenheit der Mitarbeitenden erhöht die Betriebsloyalität
  • Maßnahmen zur Gesundheitsförderung stärken das Image eines Unternehmens
  • Arbeitsschutzmaßnahmen senken betriebsbedingte Arbeitsunfälle

Und was ist der Grund, speziell eine Infostelle für klein- und mittelständische Unternehmen einzurichten?

AM: Kleinstunternehmen (1-9 Beschäftigte; KKU) bilden mit 81 Prozent die größte Gruppe aller sächsischen Unternehmen. Kleine und mittlere Unternehmen (10-49 Beschäftigte; KMU) sind mit 17 Prozent die zweitgrößte Unternehmensgruppe in Sachsen[2].

Wir wissen, dass nur ein geringer Teil der kleinen und mittleren Unternehmen Angebote des BGM bisher umsetzt. Gründe, die für KKU und KMU hemmend wirken, sind dabei u. a.:

  • wenig zeitliche Ressourcen,
  • keine ausreichenden finanziellen Ressourcen und
  • wenig Wissen über die Effekte gesundheitsförderlicher Maßnahmen im Betrieb.

Folglich ist es von hoher Bedeutung, vor allem kleinste und kleine Unternehmen zu Themen rund um die Gesundheit im Betrieb zu informieren, zu beraten und in die Lage zu versetzen, für die Umsetzung im Betrieb zu sorgen und ggf. Unterstützungsleistungen in Anspruch zu nehmen.

Was hat sich bisher besonders bewährt und was sind Ihre Pläne für 2022?

AM: Die Informationsstelle Gesundheit in der Arbeitswelt für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in Sachsen übernimmt hier gemeinsam mit der AG Betrieb eine wichtige Aufgabe, die genannten Ziele und Vorhaben im Handlungsfeld „gesund leben und arbeiten“ gemäß § 3 LRV Absatz 3b für KMU im Freistaat Sachsen zu koordinieren und umzusetzen.

Bewährt haben sich dabei niedrigschwellige regionale Informationsveranstaltungen, Online-Seminare zu aktuellen Themen, regelmäßige Fachtage für Multipliktor*innen zur gegenseitigen Vernetzung und dem Vorstellen der jeweils eigenen Herangehensweise. Die gemeinsam erstellte Broschüre „Gesundheit im Betrieb“ sowie das dazugehörige Faltposter erleichtern gerade den Betriebsberater*innen in ihrer Lotsenfunktion die Beratung der KMUs.

Für das Jahr 2022 ist die Fortführung der regionalen Veranstaltungsreihe Gesunde Beschäftigte. Starke Betriebe nun in Chemnitz und dem Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge geplant. Für die Präsenzveranstaltung am 13.06.2022 in Chemnitz, die gemeinsam mit der IHK Chemnitz und der Wirtschaftsförderung Chemnitz organisiert wird, sind bereits Anmeldungen möglich (Link).

Des Weiteren steht eine branchenspezifische Veranstaltung zum Thema „BGM in der Pflege“ auf dem Programm. Und nachdem am 09.02.2022 ein Online-Seminar unter dem Titel „Die Welt ändert sich und wir mit ihr – Betrieb und Gesundheit in schwierigen Zeiten“ (Bericht dazu hier) den Schwerpunkt auf organisationale Resilienz legte, folgt in der zweiten Jahreshälfte eine Veranstaltung, die sich dem Thema individuelle Resilienz widmet.

Zur Person: Anja Maatz ist Sozialpädagogin und war über 10 Jahre in der Suchthilfe- und kommunalen Suchtprävention tätig. Die letzten Jahre beschäftigte sie sich verstärkt mit der betrieblichen Suchtprävention und absolvierte eine Ausbildung zur prev@work-Trainerin und Move-Trainerin. Dies bildet eine fundierte Grundlage für ihre Tätigkeit in der Informationsstelle Gesundheit in der Arbeitswelt für KMU im Rahmen von P. SACHSEN.

Anja Maatz © SLfG

 

[1] vgl. Meyer, M. / Wiegand S. / Schenkel, A. (2020): Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen Wirtschaft im Jahr 2019, Springer-Verlag GmbH Deutschland, Link abgerufen am 08.02.2022

[2] vgl.: KfW-Mittelstandsatlas (2018), Steckbrief Sachsen, Link abgerufen am 08.02.2022


Die Informationsstelle Gesundheit in der Arbeitswelt für KMU wird vom Sächsischen Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr (SMWA) und von weiteren Partnern (DRV, DGUV, GKV) gefördert.

Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtages beschlossenen Haushaltes.


weiterführende Infos zur Informationsstelle Gesundheit in der Arbeitswelt für KMU finden Sie hier


Kontakt:

Anja Maatz, Projektkoordinatorin
Informationsstelle Gesundheit in der Arbeitswelt für kleine und mittlere Unternehmen (KMU)
Telefon: 0351 501936-54
E-Mail: maatz@slfg.de

Grafik © BGM nach Giesert 2012
Grafik © BGM nach Giesert 2012