Gesundheitsamt braucht Öffentlichkeitsarbeit?! – Erfahrungen aus Dresden
Brauchen Gesundheitsämter Öffentlichkeitarbeit und wenn ja, warum?
Dazu hat die Geschäftsstelle P. SACHSEN ein Interview mit Dr. Frank Bauer, Amtsleiter des Amtes für Gesundheit und Prävention der Landeshauptstadt Dresden, geführt.
Warum ist aus Ihrer Sicht die Öffentlichkeitsarbeit für ein Gesundheitsamt so wichtig?
Dr. Frank Bauer (FB): Als Amt für Gesundheit und Prävention arbeiten wir nach dem Slogan „Gesundheit – beraten, fördern, schützen“, da sich alle unsere Angebote und Aufgaben darunter zusammenfassen lassen. Eine „gesunde Kommunikation“ nach außen ist für uns dabei ein ganz wesentlicher Baustein, haben wir doch von der vorgeburtlichen Phase bis ins hohe Lebensalter Anknüpfungspunkte. Wir entwickeln uns damit vom Verwalter zum Gestalter. Denn unser Auftrag ist es, die Bevölkerung sowie Institutionen neutral, auf dem Stand der Wissenschaft und umfänglich zu Maßnahmen des Gesundheitsschutzes, aber auch speziell zu Fragen der Verhaltens- und Verhältnisprävention sowie Gesundheitsförderung zu beraten. Das ist eine reizvolle Aufgabe und gibt uns die Chance, einen aktiven Beitrag zu gesunden Lebenswelten und zur individuellen Förderung der Gesundheit zu leisten. Und das sowohl in den verschiedenen Lebensphasen als auch an den Übergängen zwischen ihnen. Bestenfalls gelingt es uns, auch kommunikativ Präventions- und Interventionsketten entlang des Lebensalters und der spezifischen Bedarfe aufzubauen. Öffentlichkeitsarbeit gibt uns aber noch mehr Möglichkeiten neben der reinen Informationsweitergabe: Sensibilisierung, Partizipation und Dialog mit unseren Zielgruppen. Öffentlichkeitsarbeit kann also einen Austausch befördern, der schlussendlich einem gemeinsamen Ziel dient: Förderung von gesunden Menschen in einer gesunden Stadt.
Welche Mittel bzw. Wege nutzen Sie dabei?
FB: Neben den klassischen Wegen der Pressemitteilung sowie Homepage oder auch Beiträgen in verschiedenen Zeitschriften, sind es die Social-Media-Kanäle der Stadt, die wir vermehrt bespielen. Auch Aktionstage, Projekte in Einrichtungen sowie neu den „Tag des Gesundheitsamtes“ nutzen wir, um für die Öffentlichkeit ansprechbar zu sein und gleichzeitig Botschaften für gesunde Verhaltensweisen zu platzieren.
Was kommt bei den Dresdner*innen besonders gut an?
FB: Besonders gut kommt der direkte Kontakt mit Multiplikator*innengruppen an. Aber auch der Instagram-Kanal der Stadt ist ein wunderbares Medium, das eine zunehmend größere Reichweite hat, aber auch in der Produktion mit den Kolleg*innen viel Spaß bereitet und heitere Momente schafft. Beispielsweise hat unser Video zur Grippeschutzimpfung über 38.000 Klicks erzielt. Entsprechend gingen auch die Zahlen für die Anmeldung zu Grippeschutzimpfungen nach oben. Ein Zusammenhang zwischen dieser Art von Öffentlichkeitsarbeit und der ganz konkreten Inanspruchnahme der Impfung hat sich gezeigt.
Zu welchen Einwohner*innen in Dresden sehen Sie den Zugang besonders erschwert? Und was unternehmen Sie, um diese besser zu erreichen?
FB: Eine besondere Herausforderung sind geschlechts- und kultursensible Ansprachen. Hier haben wir selbst noch eine Lernkurve, wie wir die Zielgruppen gut erreichen. Aktuell arbeiten wir mit einem Netz von Multiplikator*innen, die sodann die Botschaften in die Communities tragen. Es wird aber unsere Aufgabe sein, uns hier verstärkt auszurichten. Aus diesem Grund arbeiten wir beispielsweise an den Themen der geschlechtssensiblen Gesundheitsförderung ebenso weiter, wie am Querschnittsthema „Migration und Gesundheit“. Das Netzwerk an Partner*innen wächst – das ist eine erfreuliche Entwicklung.
Sie führten am 19.03.2024 zum zweiten Mal den „Tag des Gesundheitsamtes“ im Kulturpalast Dresden – also im kulturellen Herzen der Stadt – durch. Was hat Sie dazu bewogen? Und was erhoffen Sie sich davon?
FB: Der „Tag des Gesundheitsamtes“ wurde vor einigen Jahren deutschlandweit ins Leben gerufen. In Dresden erlebte der Tag in diesem Jahr seine zweite Auflage. Es gab eine bunte Mischung aus Mitmachaktionen, Gesprächen mit unseren Fachabteilungen, aber auch kooperierenden Träger*innen, Fachvorträgen und einer Lesung. Die Schwerpunkte lagen u. a. auf den Themen seelische Gesundheit, orientierten sich aber auch am bundesweiten Motto „Soziale Ungleichheit und Gesundheit“. Die Resonanz im vergangenen und in diesem Jahr war sehr gut. Der Tag bot uns die Chance, mit der Bürgerschaft ebenso wie mit Partner*innen ins Gespräch zu kommen. „Was braucht es für ein gesundes Dresden? Was wünscht man sich vom örtlichen Gesundheitsamt? Was tut das Gesundheitsamt ganz praktisch für meine Gesundheit?“ Diese Fragen und mehr lassen sich am besten beantworten, wenn man die Chance hat, seine Angebote zu präsentieren. Und das machen wir zum „Tag des Gesundheitsamtes“.
Vielen Dank für das Interview!
Zur Person:
Dr. Frank Bauer studierte Rechts-, Verwaltungs- und Sozialwissenschaften und ist einschließlich des dualen Erststudiums seit 2008 in der Landeshauptstadt Dresden tätig. Nach Stationen im Sozialamt und einem Stadtbezirksamt übernahm er 2015 die Abteilungsleitung für Grundsatz- und Verwaltungsangelegenheiten im Gesundheitsamt. Seit der Restrukturierung zum Amt für Gesundheit und Prävention im Herbst 2020 ist er dessen Amtsleiter.
Kontakt:
Amt für Gesundheit und Prävention
Landeshauptstadt Dresden
Ostra-Allee 9
01067 Dresden
Tel.: 0351 4885301
E-Mail: gesundheitsamt@dresden.de
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